Kendo

Das Wort Kendo ist japanischen Ursprungs und bedeutet “Weg des Schwertes”. “Weg” hieß ursprünglich einfach Lebensweg. Wenn man dem Weg des Schwertes folgte, bedeutete das, dass man sein täglich Brot durch die Handhabung des Schwertes erwarb, also der Kriegerkaste angehörte, deren Mitgliedern allein das Tragen eines Schwertes gestattet war. Eine spätere buddhistische Durchdringung des “Weges”, als Weg zur Erleuchtung oder Weg zur eigenen Vervollkommnung, führte nicht zu einem Widerspruch. Der ursprüngliche Begriff wurde vielmehr im ständigen reflektierenden Umgang mit dem Tod erweitert. Miyamoto Musashi (1584-1645), der gemäß der Überlieferung durch die Praxis der Schwertkunst zur Erleuchtung gelangte, betont immer wieder, wie wichtig die unablässige Übung bis zur Vervollkommnung ist.

“Schwert” ist gleichbedeutend mit “Katana”, der leicht gekrümmten, nur auf der konvexen Seite scharfen japanischen Klinge, die als bisher nicht wieder erreichter Höhepunkt der Schmiedekunst gilt. Das Katana war extrem scharf. Um einen Gegner von oben bis unten zu zerteilen, war kaum Körperkraft zum Schneiden nötig, sondern bloß noch die Führung der Klinge und das Halten der Schnittlinie.

Die Geschichte des Kendo

Die Ursprünge des Kendo reichen bis vor das 9. Jahrhundert zurück, alte Mythen und Kriegsromane überliefern uns ein Bild von dieser frühen Form des Kendo, das zu jener Zeit bloß eitle Ansammlung von Schwertkampftechniken ohne jeden geistigen Anteil war. Gekämpft wurde mit einer Vorform des Katana, dessen Klinge gerade und beidseitig geschärft war. Im Kampf wurde mit dieser Waffe, ähnlich dem europäischen Schwertkampfstil, vor allem gestoßen, gestochen und geschlagen. Erst viel später sollte sich die Kunst des Schneidens herausbilden, womit Kendo dann seinen eigentlichen Anfang nahm.

Es entstand, als gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Vielzahl verschiedenster Richtungen systematisiert wurden. Mit dieser Vereinheitlichung wurden zu dieser Zeit auch die ersten Schulen gegründet. Die grundlegenden Übungsform war die “Kata”, die Einübung von festgelegten, einen Kampf simulierenden Bewegungsabläufen. Diese Formen wurden mit dem Katana oder Bokuto (Holzschwert) ausgeführt. Es entstand das Dojo (Übungshalle, wörtlich: Ort des Weges), das notwendig wurde um die Techniken einer Schule vor fremden Augen zu schützen. Neben den aufgezeichneten Lehrinhalten einer Schule entwickelte sich die Tradition der “kuden” oder mündlichen Überlieferung, die die tieferen Lehren eine Schule beinhaltete und nur mündlich vom Lehrer an den Schüler weitergegeben wurde. Diese Tradition ist bei einigen Schulen bis zur heutigen Tage ungebrochen.

Ab dem 17. Jahrhundert war Kendo ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung der Samurai, der japanische Ritter. Zu jener Zeit verschmolz Kendo mit dem Begriff des “Bushido” (Weg des Kriegers), einem wichtigen Bestandteil der japanischen Geistesgeschichte, und beanspruchte neben der reinen Technik auch die Ausbildung einer geistigen Kraft. Die Verschmelzung des Kendo mit der Lehre des Buddhismus, aber auch mit der des Konfuzianismus fand darin seinen Höhepunkt. Das bedeutete für die Erziehung des Samurai, jetzt auch Ziele wie Menschenliebe, Gerechtigkeit, Höflichkeit, Klugheit und Loyalität anzustreben.

Kendoka

Das moderne Kendo

Das heutige Kendo wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelt, es entstand die Kendo-Rüstung, bestehend aus Men (Helm), Kote (Handschuhe), Do (Brustpanzer) und Tare (Hüftschutz), sowie das Fechtschwert aus Bambus, das “Shinai”. Das praktische Training sowie das Wettkampf-Training bestand nun nicht mehr im alleinigen Erlernen der Kata-Formen, sondern wurde zusätzlich sportlichen Regeln unterstellt. Die Rüstung schützt die erlaubten Trefferflächen. Deshalb ist Kendo, obwohl ein Vollkontaktkampf, eine der Sportarten mit dem geringsten Verletzungsrisiko.

1911 führte man Kendo erstmals als offiziellen Schulsport für alle Gymnasien ein und legte damit den Grundstein für das moderne Kendo. 1912 erarbeitete der japanische Budo-Bund eine Vereinheitlichung der bis dahin gültigen Kata-Formen und reduzierte deren Vielzahl auf die noch heute üblichen 10 Grundformen, die Nihon-Kendo-Kata. Nach und nach wurde Kendo so modernisiert, dass es als Nationalsport allgemeine Verbreitung finden konnte.

Kendo wurde in den Dienst des Militarismus gestellt, der im 2. Weltkrieg gipfelte, und deswegen nach dem Krieg von den Alliierten verboten.

Mit dem Friedensvertrag im Jahre 1951 und der damit verbundenen Wiedergewinnung der Unabhängigkeit fiel dieses Verbot weg. Im Oktober 1952 rief man den neuen japanischen Kendo-Bund (ZNKR) ins Leben. Vom Staat wurde Kendo zunächst jedoch sehr zurückhaltend gefördert. Erst Anfang der sechziger Jahre wurde Kendo wieder Budo-Pflichtfach an den Schulen.

Auch Kinder und Frauen begannen nun, Kendo zu erlernen. Darüber hinaus wurde Kendo auch außerhalb Japans immer populärer und von hunderttausenden Aktiven in zahlreichen Ländern praktiziert. Diese Internationalisierung fand u.a. ihren Ausdruck in den Weltmeisterschaften, die alle drei Jahre von der IKF (International Kendo Federation) organisiert werden.

Kendo, eine nicht geschlechts- oder altersgebundene Kampfsportart, ist heute nicht nur in Japan, sondern in vielen anderen Ländern weit verbreitet. Auch in der Bundesrepublik setzt sich der Kendo-Sport allmählich durch; fähige Kämpfer konnten sich durch ihre Leistungen bei deutschen Meisterschaften sowie Europa- und Weltmeisterschaften behaupten.

So sehr es auch sportlichen bzw. modernen Charakter angenommen hat, ist es doch wichtig, Kendo in seiner entwicklungsspezifischen Eigenart zu verstehen und dieses Verständnis dann in den Kampf einzubringen.

Auch die dem japanischen Rittergeist so vertrauten psychologischen Momente, wie Direktheit, Willenseinheit, spontane Entscheidungs- und Vollzugsfähigkeit, sind Inhalte, die für unser heutiges Leben von gleichbedeutender Aktualität sind und uns vom modernen Kendo vermittelt werden.

Weitere Informationen zum Kendo, dessen Geschichte und Entstehung unter: DKenB